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01.01.2021

Es geht auch anders! - Villa Ahlem

Solange der Wohnungsmarkt nach den Gesetzen des freien Marktes funktionieren darf, gilt das Gebot der Gewinnmaximierung. Geldanlagen in „Betongold“ haben gerade in dieser Zeit Hochkonjunktur. Investoren kaufen Wohnungen oder ganze Gebäudekomplexe, ohne ein Interesse für diese Orte an sich oder die dort lebenden Menschen zu haben. Ob sie die Häuser nun für eine wirtschaftlich erscheinende Zeitspanne mehr schlecht als recht verwalten oder sie gleich aufteilen und die Wohnungen mit großem Gewinn zu einem vielfachen Preis verkaufen, das Interesse gilt überwiegend der Gewinnmaximierung. Leidtragende sind in der Regel die Mieterinnen und Mieter, die wenig rechtliche Möglichkeiten haben, ihre Interessen durchzusetzen.
Das ist zwar leider die Regel, aber …

Es gibt auch Ausnahmen:  Hauseigentümer*innen, denen es nicht egal ist, was mit den Mieter*innen nach dem Verkauf des Hauses geschieht, die stattdessen Verantwortung für eine stabile Wohnperspektive der Bewohner*innen übernehmen.

So ist es gerade beim Verkauf der Villa Yvette Amiot Weg in Ahlem geschehen. Frau K., die Erbin der Villa, hat das Haus gemeinsam mit ihrem Mann über viele Jahre mit Herz und Verstand verwaltet. Ihnen war es wichtig, dass diese besondere Immobilie von Menschen bewohnt wird, die es als Gemeinschaft mit Leben und Musik füllen. So wurde z.B. zur Vermietung einer freien Wohnung ein Aushang in der Musikschule gemacht. 

Als sie beschlossen haben, sich von dem Haus zu trennen, haben sie die Mieter*innen im Vorfeld informiert, damit auch diese die Möglichkeit bekamen, sich um eine verträgliche Nachfolge zu kümmern. Ein Kauf kam für sie nicht in Frage, bei ihren Recherchen kamen sie aber zu dem Schluss, dass das Wohnen in einer Genossenschaft eine der sichersten Wohnformen für ihre Zukunft sein könnte. So kam die Wohnungsgenossenschaft Selbsthilfe Linden (WSL) als mögliche Erwerberin ins Spiel.
Bereits bei den ersten Gesprächen zwischen der Verkäuferin und der WSL wurde deutlich, dass auf beiden Seiten die Fortführung der bestehenden Hausgemeinschaft ein wichtiges Kriterium für den Verkauf sein sollte. Die WSL hat in den vergangenen 35 Jahren bewiesen, dass „sozialverträglich“, „gemeinschaftsorientiert“ und „wirtschaftlich“ gut miteinander vereinbar sind.

Der Verkaufspreis wurde so gestaltet, dass die daraus resultierenden Wohnkosten für die Bewohner*innen verträglich bleiben und für die WSL weder Gewinn noch Verlust gemacht wird.
Seit Januar 2021 ist die WSL Eigentümerin und die BewohnerInnen können entspannt in die Zukunft blicken. (s.Foto). 

Wir appellieren deshalb an alle Hauseigentümer*innen, die ihre Immobilie verkaufen wollen, sich an eine Genossenschaft zu wenden. Damit verhindern sie, dass die Mieter*innen durch den Verkauf ihre Wohnungen verlieren und leisten oft auch einen Beitrag zur Stabilisierung einer gewachsenen Stadtteilstruktur.

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